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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 15.1904-1905

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Hardenberg, Kuno von: Großherzog Ernst Ludwig und seine Bestrebungen zur Hebung der Wohnstätten-Kultur
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https://doi.org/10.11588/diglit.7137#0283

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Beyer-Becker, Hölfcher, Küstner, Krön, Hartmann, Wondra, Kempin, Altheim auf den Plan. Unter
den Frankfurtern finden wir Steinhausen und die Röderstein neben anderen tüchtigen Künstlern.
Unter den vielen wohlbekannten Düsseldorfern glänzt Otto Sohn durch eine berückend gemalte
Tafel,die wie es heißt dem Großherzog in Würdigung seiner Verdienste vom Verbände überreicht
wurde. Karlsruhe ist mit der Phalanx seiner Starken erfchienen, Thoma (chreitet darin,
Dill, Kampmann, Schönleber, Trübner, Grethe, Volkmann, Weißhaupt und Keller. Unter den
Straßburgern zeichnet sich der gefchäßte Joseph Sattler aus, der mit einer seiner wunder-
vollen unheimlichen graphifchen Delikatessen vertreten ist, neben Bergmann, Schneid, Stoß-
kopf u. a. aus. Von Stuttgart haben wir Graf Kalchreuth mit seinem grossen Erntebilde,
den feinen Haug, sodann Strich-Chappell, Friedrich Keller, Eckner, Wulff, von Cronberg
Kinzley und Wucherer. Von Mainz Sutter und Best. Zwei extrem moderne fchickt Hagen
i. W. ins Treffen, eine etwas magere Impression von Prof. Rohlfs und eine nicht recht aus-
gegorene Arbeit von E. R. Weiß, deren Naivität jedoch auf manche bestrickend wirken muß,
da sie zur Verlosung angekauft worden ist. Hoffentlich hat der Gewinner Verständnis für den
bizarren Künstler.

Das auffallendste Bild der Ausstellung ist entfchieden das des talentvollen Düsseldorfers
Jodocus Schmiß, der offenbar über ein starkes Temperament und eine große koloristifche
p Begabung verfügt. Am besten gelungen ist entfchieden das Mittelbild, mit dessen farbiger
Leuchtkraft allerdings die etwas matten Flügel nicht recht balanzieren. Jedenfalls verspricht
d Schmiß etwas!

Die Plastik ist mit 13 Nummern vertreten, Prof. Habich manifestiert seine glänzende
Bronze-Technik an einer überaus feinen Porträt-Büste des Herrn Dr. P., Dr. Greiner zeichnet
d sich durch die feine Plakette des historifchen Vereins aus, Prof. Volz aus Karlsruhe bringt
eine lebensvoll aufgefaßte Büste von Hans Thoma und Ringel d'lllzach aus Straßburg stellte
eine köstliche Blumenvase aus emailliertem Steingut, die japanifchen Esprit ausstrahlt, um
o mit diesen nur die hervorstechendsten Arbeiten aus diesem Gebiete zu nennen.

Als getreuen Mentor erhält der Besucher einen sehr fchönen und übersichtlichen Katalog
mit Buchfchmuck von Cissarz und etlichen verfchieden zu bewertenden Original-Zeichnungen
verfchiedener Künstler. Thoma, Grethe, Steinhausen, Bochmann, Bader und Daubner sind
wohl am glücklichsten vertreten.
o Das Arrangement der Ausstellung muß als würdig, gefchmackvoll und angemessen

bezeichnet werden. Die Wände der einzelnen Kabinetts sind nach den Grundsät3en moderner
Ausstellungs-Technik mit verschiedenartigem Rupfen in bleigrauen, fchiefergrauen, ocker-
q farbenen und rötlichen Tönen bespannt und bringen die ausgestellten Werke in den meisten
Fällen zu voller Geltung. Cissarz, Habich und der bekannte Mäcen und Böcklin-Sammler
■ Oberst Freiherr von Heyl tragen wohl das größte Verdienst an der Ausstattung, die dem
intimen Charakter der Ausstellung richtig Rechnung trägt.

Angenehm werden diejenigen, die Erwerbungen zu machen wünfchen, es empfinden,
□ daß die Preise der Kunstwerke in einer im Gefchäftszimmer ausliegenden Liste genau und
durchaus nicht hoch festgelegt worden sind, wodurch manche Unzuträglichkeiten, wie sie sich
auf anderen Ausstellungen häufig einzustellen pflegen, in der Wurzel beseitigt werden. Leider
u ist es nicht der Plaß im Rahmen dieses Aufsaßes mehr als impressionistifch von der fesselnden
Ausstellung zu reden, obwohl sie entschieden eine eingehendere Würdigung verdiente und
o obwohl manches ausgezeichnete Werk näher besprochen zu werden wert wäre.

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n

Alles in allem kann Hessen stolz sein auf diese erste Ausstellung und
auch auf den, der sie angeregt hat, auf den ideal denkenden Menfchen und
den gottbegnadeten Fürsten, der nie müde wird, der Menfchheit die fchönste
Blüte menfchlichen Geistes, die heilige erlösende Kunst in allen ihren Äuge-
rungen ZU vermitteln. KUNO GRAF von HARDENBERG.





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